Klassifizierung: Analysis > Kurvendiskussion > Monotonie von Funktionen
1. Bezug zur realen Welt
„Puh, jetzt noch 8 km bis zur Hütte“, schnauft Anna.
Ben hält das Höhenprofil vors Handy: „Ab Kilometer 2 geht’s zwar immer bergauf, aber zwischendurch gibt’s flache Aussichtsterrassen. Das nennt man monoton steigend – es wird nie niedriger, nur manchmal bleibt’s gleich hoch.“
„Gut zu wissen“, lächelt Anna. „Wenn kein Stück bergab kommt, kann ich meine Kraft besser einteilen!“
dh.
- Jeder Schritt führt dich zu einem höheren Punkt => streng monton steigend
- Jeder Schritt führ dich entwender zu einem höheren Punkt oder zu einem gleich hohen Punkt => monton steigend
- Jeder Schritt führt dich zu einem gleich hohen Punkt => konstant
- Jeder Schritt führt dich zu einem niedrigeren Punkt => streng monton fallend
- Jeder Schritt fürhrt dich zu einem gleich hohen oder niedrigeren Punkt => monton fallend.
2. Begriffsdefinitionen

Fachbegriff | Einfache Erklärung (+ Mini-Analogie) | Mathematische Definition |
---|---|---|
Funktion f | „Kochrezept“: Gib eine Zutat x hinein, erhalte genau einen Wert y. | ![]() |
Intervall | Lückenloser Straßenabschnitt ohne Abzweigung. | Eine zusammenhängende Teilmenge I⊆R (offen, halboffen oder geschlossen). |
streng monoton steigend | Jeder Schritt nach rechts macht dich höher – wie eine Leiter ohne gleich hohe Stufen. | ![]() |
monoton steigend | Nie bergab; manchmal flach. | ![]() |
streng monoton fallend | Jeder Schritt wird tiefer – Rutschbahn ohne waagerechte Passagen. | ![]() |
monoton fallend | Nie höher; evtl. waagerecht. | ![]() |
konstant | Komplette Balkonstrecke – immer gleiche Höhe. | ![]() |
Ableitung f′(x) | Tachonadel des Graphen: zeigt sofort + (rauf), – (runter) oder 0 (flach). | ![]() (sofern Grenzwert existiert). |
Merksatz
- Streng = < oder > in der Definition, kein Gleichheitszeichen erlaubt.
- Monoton = < oder > darf sich zu ≤ ≥ „abrunden“ – Plateaus sind gestattet.
3. Warum man die Ableitung braucht?
Man könnte nach der bisherigen Definition annehmen, dass man durch bloßes Einsetzen in die Funktion erkennen kann, ob das Intervall / der Abschnitt streng monton steigend … ist.
Das Problem ist, aber, dass es versteckte Plateaus geben kann.
3.1 Beispiel mit versteckten Platteaus

3.2 Warum ist die Ableitung der Star?
Idee | Kurz & verständlich |
---|---|
Lokaler Blick-Test | f′(x) schaut, was passiert, wenn du einen winzigen Schritt nach rechts machst. |
Plus, Minus, Null | + ⇒ Wert wächst – ⇒ Wert sinkt 0 ⇒ bleibt gleich. |
Mittelwertsatz | Wenn f′(x)≥0 für alle x im Abschnitt I, dann gibt’s nirgendwo einen Abstieg → f ist dort monoton steigend. |
Sicherer als Probieren | Einzelne Testpunkte können Täler übersehen; f′(x) untersucht unendlich viele Mini-Schritte auf einmal. |
4. Allgemeine mathematische Erklärung (Merksätze in lockerer Sprache)

- Steigung verrät Richtung: f′(x)>0 ⇒ rauf, f′(x)<0 ⇒ runter, f′(x)=0⇒ flach.
- Konstantes Vorzeichen ⇒ Monotonie: Bleibt das Ableitungsvorzeichen im ganzen Abschnitt gleich, ist die Funktion dort monoton.
- Streng vs. nicht streng: Streng braucht durchgehend > 0 oder < 0. Ein einziges = 0 macht es nur noch „monoton“.
- Eselsbrücke: „Plus bleibt Plus → Plus-Genuss; Minus bleibt Minus → Fall wie ein Fluss.“
4.1. Exkurs: streng vs. nicht streng
Ein Intervall, dass als monton steigend/fallend definiert ist, lässt sich in ein oder mehrere streng monton steigende/fallende Abschnitte und konstante Abschnitte zergliedern.
Mathematische Definition (einfach formuliert)
Hat man auf einem Intervall I überall f′(x)≥0, können zwei Dinge passieren:
- f′(x) > 0 ⇒ echter Anstieg (streng steigend)
- f′(x) = 0 ⇒ flaches Plateau (konstant)
Das Intervall zerfällt also in

Bild im Kopf
Bergwanderung mit Aussichtsterrassen: Gesamtweg nie bergab (= monoton steigend), aber Abschnitte wechseln zwischen Leiterstücken (streng) und Balkonen (konstant).
4.2 Videos
- „Monotonieverhalten bestimmen: So geht’s!“ – Studyflix
- „Introduction to increasing, decreasing, positive or negative intervals“ – Khan Academy
6. Expertenerklärung
- Verallgemeinerungen
- Monotone Sequenzen (Folgen) → wichtige Voraussetzung für Konvergenzsätze.
- Isotone Abbildungen in der Ordnungstheorie.
- Spezialfälle & Stolperfallen
- Plateaus: f′(x)=0f'(x)=0f′(x)=0 auf Teilintervallen ⇒ nur „monoton“, nicht „streng“.
- Offene vs. geschlossene Intervalle: Monotonie wird innen geprüft – Ränder dürfen Ausreißer haben.
- Formale Notation & Beweisskizze
- Satz: Ist f differenzierbar auf I und f′(x)≥0 (≤0) für alle x ∈ I, dann ist f monoton steigend (fallend).
- Beweisidee: Wende den Mittelwertsatz auf zwei Punkte a<b an ⇒ ∃c∈(a,b):f(b)−f(a)=f′(c) (b−a). Vorzeichenvorgabe für f′(c) bestimmt die Richtung von f(b)−f(a).
- Ausblick
- Maschinelles Lernen: Monotone neuronale Netze für faire Kreditscoring-Modelle.
- Ökonomie: Nachfragefunktionen meist monoton fallend; Elastizitäts-Analysen.
- Stolperfalle „Plateaus“: Ein langer Abschnitt mit f′(x)=0f'(x)=0f′(x)=0 macht die Funktion dort konstant, nicht fallend, aber auch nicht streng steigend.
- Isolierte Nullstellen: Eine streng steigende Funktion darf einzelne Punkte haben, wo f′(x)=0 (z. B. x3x^3×3 bei 0) – solange drum herum immer > 0 bleibt.
6.1 Beispiel “Plateaus”
6.2 Beispiel Isolierte Nullstellen
6 Python-Funktionen
Python Funktion zur Berechnung
import numpy as np
import matplotlib.pyplot as plt
from typing import Callable, Tuple, List
def solve_monotonie(
func: Callable[[float], float],
d_func: Callable[[float], float],
interval: Tuple[float, float],
samples: int = 1000,
) -> Tuple[List[Tuple[float, float]], List[Tuple[float, float]]]:
"""
Bestimmt streng steigende und streng fallende Teilintervalle einer Funktion.
Args:
func: Originalfunktion f(x).
d_func: Ableitung f'(x).
interval: Untersuchungsintervall (a, b).
samples: Anzahl der Testpunkte pro Teilintervall.
Returns:
(steigend, fallend) – Listen von Intervallen.
"""
a, b = interval
xs = np.linspace(a, b, samples)
sign = np.sign(d_func(xs))
steig, fall = [], []
start = xs[0]
current = sign[0]
for i in range(1, len(xs)):
if sign[i] != current:
sub_int = (start, xs[i - 1])
if current > 0:
steig.append(sub_int)
elif current < 0:
fall.append(sub_int)
start, current = xs[i], sign[i]
# letztes Teilintervall anhängen
sub_int = (start, xs[-1])
if current > 0:
steig.append(sub_int)
elif current < 0:
fall.append(sub_int)
return steig, fall
def plot_monotonie(
func: Callable[[float], float], interval: Tuple[float, float], num_points: int = 400
) -> None:
"""
Visualisiert den Funktionsgraphen sowie steigende/fallende Bereiche.
Args:
func: Originalfunktion f(x).
interval: Plotintervall (a, b).
num_points: Auflösung des Plots.
"""
a, b = interval
xs = np.linspace(a, b, num_points)
ys = func(xs)
plt.figure(figsize=(8, 4))
plt.plot(xs, ys)
plt.title("Funktionsgraph und Monotonieverhalten")
plt.xlabel("x")
plt.ylabel("f(x)")
plt.grid(True)
plt.show()
Beispiel: Setze func = lambda x: -0.1*x**3 + 0.6*x**2 - 1
und leite symbolisch oder numerisch ab.
7 weiterführende Links
- Wikipedia – Monotonie (Mathematik)
- Paul’s Online Math Notes – “Increasing/Decreasing Functions”
- MIT OCW 18.01 – Lectures on the First Derivative Test
- arXiv: “Isotonic Regression and its Applications”
- GeoGebra-Applet: “Monotone Funktionen interaktiv”
- Wie bestimmt man das Monotonieverhalten von Funktionen?
- Studyflix – Monotonie
- Was versteht man unter der Monotonie einer Funktion?
- Lernhelfer – Monotonie von Funktionen