1. Einführung
Ich habe in den letzten Stunden intensiv damit gehadert, wie man Power BI-Berechtigungen in Microsoft Fabric sauber aufsetzt – sei es für den direkten Zugriff auf Workspaces oder für eingebettete Reports in eigenen Anwendungen. Dabei bin ich über Stolpersteine gestolpert, die selbst erfahrene Admins und Entwickler ins Strudeln bringen:
- Unterschiedliche Fabric SKUs (F16 vs. F64) mit klar voneinander abweichenden Lizenzanforderungen
- Die Frage, wann eine Free-Lizenz genügt und wann Pro oder Premium per User (PPU) unabdingbar sind
- Abhängigkeiten zwischen User Owns Data und App Owns Data im Embedded-Szenario
- Spezifika bei internen Nutzern versus externen B2B-Gästen – besonders mit oder ohne BYOL (Bring Your Own License)
Nach diesem Artikel weißt du genau, welche Lizenztypen (Free, Pro, PPU) für Power BI in Fabric – je nach Kapazität (F2–F32 vs. F64+) – erforderlich sind, wie du interne Anwender im Workspace korrekt berechtigst und wie du externe B2B-Gäste mit oder ohne Bring-Your-Own-License (BYOL) sauber einbindest. Du lernst die Unterschiede zwischen „User Owns Data“ und „App Owns Data“ bei embedded Reports kennen und erhältst praxisnahe Tipps für Azure Embedded A-SKUs, Premium P-SKUs sowie für Cross-Tenant-Trusts und RLS-Gruppen. So wirst du typische Stolpersteine vermeiden und deinen Nutzern ein reibungsloses Analyse-Erlebnis bieten.
1.1. A/P/F(RI)-SKUs – Verwirrung pur
Willkommen im Lizenzierungs-Albtraum „MS Fabric/Power BI“. Bevor wir ins Detail gehen, hier eine kurze Zusammenfassung: A-SKUs (Azure Power BI Embedded) dienen ausschließlich Embedded-Szenarien und erfordern für das Power BI-Service-Portal weiterhin Pro-/PPU-Lizenzen stackoverflow.com. P-SKUs (Power BI Premium Classic) konnten bis zum 1. Juli 2024 von neuen Kunden abgeschlossen werden, sind aber seither für Neukäufe eingestellt und werden nur von Bestands-EA-Kunden befristet bis Anfang 2025 weitergeführt powerbi.microsoft.commicrosoft.com. F-SKUs (Fabric Gen 2) bieten On-Demand-Abrechnung, flexible Skalierung und alle Fabric-Workloads, während Reserved Instances (RI) lediglich ein Rabattmodell für F-SKUs (bzw. P1≙F64) mit ein- oder dreijährigem Commitment sind microsoft.comlinkedin.com.
1.1.1. Fabric Gen2 (F-SKUs) und Reserved Instances (RI)
Fabric Gen2 nutzt F-SKUs (F2–F2048), die on-demand im Azure-Portal abgerechnet werden, minutengenau skalierbar sind und alle Fabric-Workloads unterstützen – von Data Engineering (Notebooks, Dataflows Gen2) über Warehouses bis hin zu Power BI-Reporting azure.microsoft.comlearn.microsoft.com.
- Pay-as-you-go: F-SKUs werden ohne langfristige Bindung stunden- oder minutengenau abgerechnet. Sie können Kapazität jederzeit hoch- oder runterskalieren, pausieren und wieder aufnehmen learn.microsoft.com.
- Reservierung (RI): RI sind kein eigener SKU-Typ, sondern ein Abrechnungsmodell für F-SKUs, bei dem Sie sich für ein- oder dreijährige Commitments auf bestimmte Capacity Units festlegen und bis zu ca. 40 % Rabatt auf die Compute-Kosten erhalten, während die technischen Parameter (v-Cores, RAM) identisch bleiben und Storage-/Netzwerkkosten weiter pay-as-you-go abgerechnet werden learn.microsoft.comazure.microsoft.com.
- Einsatzfall: Ideal für Kunden, die maximale Flexibilität und Zugriff auf alle Gen2-Features (AutoScale, Multi-Geo, Persistent Cache) benötigen, ohne feste Mindestlaufzeiten learn.microsoft.com.
1.1.2. Power BI Premium Classic (P-SKUs)
P-SKUs (P1–P5) sind das legacy–Modell der Power BI Premium–Kapazität, das auf Jahreslizenz (EA/Volumenvertrag) basiert, dedizierte SLA, hohe Concurrency-Limits und Storage-Entitlements (bis 100 TB) bietet learn.microsoft.comlearn.microsoft.com.
- Einstellung für Neukunden: Seit 1. Juli 2024 können keine neuen P-SKU-Kapazitäten mehr erworben werden; für neue Abonnements ist nur noch der Kauf von F-SKUs möglich learn.microsoft.comcommunity.fabric.microsoft.com.
- Bestandskunden-Renewal: Kunden mit bestehendem EA können ihre P-SKUs bis zum Ende ihres Agreements (je nach Verlängerungsdatum bis Januar/Februar 2025) weiterführen; danach muss auf Fabric F-SKUs migriert werden community.fabric.microsoft.comlearn.microsoft.com.
- Unterschied zu F64: P1 entspricht infrastrukturseitig F64, hat aber fest gebuchte Jahreskosten und Storage-Entitlements, während F64 on-demand abgerechnet und zusätzlich Gen2-Features bietet community.fabric.microsoft.comlearn.microsoft.com.
1.1.3. Azure Power BI Embedded (A-SKUs)
A-SKUs (A1–A6) sind Azure Power BI Embedded–Kapazitäten, die speziell für das Einbetten von Reports und Dashboards in eigene Web- oder Mobile-Apps über die REST API entwickelt wurden learn.microsoft.comazure.microsoft.com.
- Abrechnung & Betrieb: Stundenbasiert, pausierbar, keine Pro- oder PPU-Lizenzen für externe Embedded-User nötig.
- Service-Portal: Kein Einfluss auf Konsumrechte im Power BI-Service; interne Nutzer, die innerhalb des Portals konsolidierte Reports ansehen, benötigen weiterhin Pro- oder PPU-Lizenzen learn.microsoft.comlearn.microsoft.com.
1.2 Power BI Dashboards vs. Embedded Reports
- Workspace-Dashboards: Endnutzer melden sich im Power BI Service an (User Owns Data) und interagieren direkt in einem Fabric Workspace.
- Embedded Reports: Ihr bettet Power BI-Visuals in eigene Web-Apps oder Portale ein (App Owns Data), oft über einen Service Principal oder ein Master-User-Konto.
1.3 Kapitelüberblick
In Kapitel 1 betrachten wir zunächst Power BI Dashboards in einem Workspace. Kapitel 2 widmet sich Embedded Power BI Dashboards – mit den Szenarien User Owns Data und App Owns Data. Danach folgen Best Practices, Checklisten und ein abschließendes Fazit.
1. Power BI Dashboards in einem Workspace
Power BI-Dashboards in einem Workspace sind interaktive Berichts- und Visualisierungsansichten, die direkt im Power BI-Service gehostet werden. Dabei melden sich Nutzer mit ihrem Azure AD-Konto im Workspace an (User Owns Data) und greifen je nach zugewiesener Rolle und Lizenz (Free, Pro, PPU) auf freigegebene Dashboards und Datenmodelle zu. Diese Architektur ermöglicht zentrales Berechtigungs- und Rollenmanagement sowie nahtlose Integration mit Row-Level Security und anderen Fabric-Diensten.
1.1 Interne Nutzer
1.1.1 Kapazitäten kleiner als F64 (F2–F32)
In Fabric-Kapazitäten unter F64 (z. B. F16) benötigt jeder Nutzer, der Berichte oder Dashboards ansehen will, eine Power BI Pro– oder PPU-Lizenz. Free-Lizenzen gewähren hier keinen Konsumzugriff (learn.microsoft.com, stoneridgesoftware.com).
- Lizenzbedarf: Jede Person, die Berichte oder Dashboards konsumiert, benötigt eine Power BI Pro– oder PPU-Lizenz.
- Free-Lizenzen bieten in diesen Kapazitäten keinen Zugriff.
SKU-Bereich | Lizenz für Konsum |
---|---|
F2–F32 | Pro oder PPU |
1.1.2 Kapazitäten F64 und größer (bzw. Power BI Premium P1+)
Workspaces auf F64 oder höheren SKUs bieten eine Power BI Premium P1+-Erfahrung. Hier können Nutzer mit einer kostenlosen Fabric-Lizenz und der Zuweisung der Viewer-Rolle berichte und Dashboards konsumieren, ohne Pro/PPU-Lizenz (learn.microsoft.com, omnidata.com).
- Lizenzbedarf: Nutzer mit Free-Lizenz plus zugewiesener Viewer-Rolle können Berichte und Dashboards konsumieren – ohne Pro/PPU-Lizenz.
SKU-Bereich | Lizenz für Konsum |
≥ F64 (P1+) | Free + Viewer-Rolle |
1.1.3 PPU-Workspaces
In PPU-Workspaces gilt: Jeder Teilnehmer – auch reine Leser – braucht eine PPU-Lizenz, da Premium-Features in Shared Capacity nur so freigeschaltet werden (blog.pinja.com).
1.2 Externe Benutzer
1.2.1 Einrichtung externer Tenant-User
- Microsoft Entra B2B Einladung: Im Host-Tenant via Azure AD → External Identities → Cross-Tenant Access Settings Einladungen aktivieren und Gast-Email versenden (azure.microsoft.com).
- Redemption-Prozess: Der eingeladene Benutzer klickt auf den Registration-Link, authentifiziert sich bei seinem Home-Tenant und stimmt den Bedingungen zu. Danach wird ein AAD-Gastkonto im Host-Tenant mit UserType “Guest” angelegt (reddit.com).
1.2.2 Exkurs: Begriffserklärungen
- Microsoft Entra B2B Einladung: Prozess, um externe Benutzer per E-Mail als Gäste einzuladen. Sie durchlaufen einen Redemption-Flow, um ein Gastkonto im Host-Tenant zu erstellen (azure.microsoft.com).
- AAD-Gastkonten: Gastkonten (UserType “Guest”) haben standardmäßig eingeschränkte Berechtigungen und sehen nur ihre eigenen Verzeichnisobjekte, bis Rechte erweitert werden (azure.microsoft.com, linkedin.com).
- Tenant: Abgeschlossene Azure AD-Instanz. Host-Tenant versendet Einladungen, Home-Tenant ist der Ursprung des Gäste-Accounts (azure.microsoft.com, blog.pinja.com).
1.2.3 Externe Nutzer mit BYOL (Bring Your Own License)
1.2.3.1 Einleitung
BYOL erlaubt externen Gästen, ihre Pro– oder PPU-Lizenz aus dem Home-Tenant mitzubringen, sofern der Trust korrekt konfiguriert ist. Damit entfällt die Zuweisung einer Lizenz im Host-Tenant (reddit.com, data-mozart.com).
1.2.3.2 Begriffserklärung BYOL
Bring Your Own License (BYOL) bedeutet, dass der Gast seine bestehende Lizenz im Home-Tenant nutzt, statt im Host-Tenant neu lizenziert zu werden (reddit.com).
1.2.3.3 Einrichtung der Cross-Tenant Access Settings
In Azure AD → External Identities → Cross-Tenant Access Settings konfigurieren:
- Inbound Policies: Erlaube MFA- und Geräte-Claims vom Home-Tenant (azure.microsoft.com).
- Outbound Policies: Gewähre Zugriff von Host- zu Home-Tenant ohne erneute Authentifizierung (azure.microsoft.com).
- Cross-Cloud Settings: Beide Clouds (Commercial, Government) aktivieren, falls Multi-Cloud-Szenario besteht (azure.microsoft.com).
- Cross-Tenant Sync: Automatische Synchronisation von Gast-Benutzer-Objekten und Token-Redemption aktivieren (azure.microsoft.com).
1.2.3.4 Keine Lizenz im Host-Tenant notwendig
Ist BYOL aktiv und der Cross-Tenant-Trust funktioniert, erkennt Power BI die Lizenz des Gastes per Token-Exchange aus dem Home-Tenant – eine Host-Tenant-Lizenz ist nicht erforderlich (reddit.com, data-mozart.com).
Ausnahme: BYOL wird in isolierten Azure-Cloud-Umgebungen wie Azure Government und Azure China nicht unterstützt; in diesen Regionen muss weiterhin eine Power BI Pro- oder PPU-Lizenz im Host-Tenant vorgehalten werden.
1.2.4 Externe Nutzer ohne BYOL
Wenn BYOL nicht möglich ist (z. B. bei isolierten Azure-Cloud-Umgebungen wie Azure Government oder Azure China), müssen externe Gäste unbedingt im Host-Tenant lizenziert werden – ihre Home-Tenant-Lizenzen werden in diesem Szenario nicht herangezogen. Es spielt dabei keine Rolle, ob die Gäste in ihrem Home-Tenant bereits eine Pro- oder PPU-Lizenz haben: ohne Host-Tenant-Lizenz erhalten sie keinen Zugriff.
- Power BI Pro oder PPU-Zuweisung im Host-Tenant: Weist dem Gastkonto im Azure AD eures Tenants eine Pro- oder PPU-Lizenz zu (Azure AD → Lizenzen → Zuordnen).
- Gruppenbasierte Lizenzierung: Verwendet dieselbe Security-Gruppe, die ihr für RLS/Direct Access einsetzt, als Zuweisungsgruppe für Pro/PPU-Lizenzen. Alle Gastmitglieder dieser Gruppe erhalten so automatisch die erforderliche Lizenz im Host-Tenant.
Home-Tenant-Lizenz nicht erforderlich: In diesem Modell genügt die Host-Tenant-Zuweisung, der Gast benötigt keine eigene Lizenz in seinem Home-Tenant. Es ist technisch möglich, dass ein Benutzer nur im Host-Tenant eine Pro/PPU-Lizenz hat und im Home-Tenant keine Power BI-Lizenz besitzt.
1.2.5 Gruppenmitgliedschaft & RLS
- Für Row-Level-Security (RLS) und Direct-Access im Workspace empfiehlt es sich:
- Eine Assigned Security-Gruppe in Azure AD anlegen (keine M365/Unified-Group) (linkedin.com).
- Externe Gäste als Mitglieder hinzufügen (bis zu 60 Minuten Replikationszeit) (linkedin.com).
- Dieselbe Gruppe im Semantic Model für RLS und im Power BI Workspace als Direct-Access-Gruppe konfigurieren.
2. Embedded Power BI Dashboards
2.1 Einleitung
Embedded Power BI Dashboards werden in eigene Apps oder Portale integriert – nicht im Power BI Service selbst. Hier unterscheidet man:
- User Owns Data (Embed for Your Organization)
- App Owns Data (Embed for Your Customers)
2.2 Beispiel für die Einbettung eines Reports
<div id="reportContainer"></div>
<script>
// Backend liefert EMBED_TOKEN
var models = window['powerbi-client'].models;
var config = {
type: 'report',
tokenType: models.TokenType.Embed,
accessToken: '<EMBED_TOKEN>',
embedUrl: '<EMBED_URL>',
id: '<REPORT_ID>',
};
powerbi.embed(document.getElementById('reportContainer'), config);
</script>
2.3 Lizenzierung im Embedded-Kontext
Das Thema Lizenzierung im Embedded-Bereich unterscheidet sich in Nuancen sowohl von der direkten Workspace-Nutzung als auch innerhalb der beiden Embedding-Modelle User Owns Data und App Owns Data. Im Folgenden erläutere ich ausführlich, welche Voraussetzungen gelten, welche Kostenfaktoren relevant sind und wie spezifische Azure-Kapazitäten (z. B. A-SKUs vs. P-SKUs) funktionieren.
2.3.1 User Owns Data
2.3.1.1 Einleitung
Beim User Owns Data-Ansatz meldet sich jeder Endnutzer in der eingebetteten Anwendung mit seinem eigenen Azure AD-Konto an. Die App übergibt sein Access-Token direkt an den Power BI-Service, und dieser prüft sowohl die Authentizität als auch seine RLS-Berechtigungen.
Innerhalb des User Owns Data-Szenarios unterscheidet sich der Lizenzbedarf je nach Art der Kapazität und dem Einsatz von dedizierten Embedded- oder Premium-SKUs:
2.3.1.2 Kapazitäten kleiner als F64 ohne dedizierte A-SKU (Shared Capacity)
- Jeder Endnutzer benötigt eine Power BI Pro– oder Premium per User (PPU)-Lizenz, da Free-Lizenzen in Standard-Shared-Kapazitäten keinen Konsumzugriff erlauben. (wie direkter Service-Zugriff).
- Die Authentifizierung und Lizenzprüfung erfolgt über das TokenType.Aad des angemeldeten Users.
2.3.1.3 F2–F32 mit dedizierter A-SKU (Azure Embedded)
- A-SKUs (A1, A2, A3 …) sind stündlich abrechenbare Azure Embedded-Kapazitäten, die primär für App Owns Data-Szenarien entwickelt wurden. Sie bieten:
- Unbegrenzte Konsumentenzahl: Endnutzer benötigen keine eigenen Pro-/PPU-Lizenzen, analog zum Leserzugriff in Premium-Umgebungen.
- Flexible Abrechnung: Nutzungsabhängig pro Stunde, ideal für variable oder projektbezogene Lastspitzen.
- Kern-Embedded-Funktionen: Optimiertes Rendering, Load-Balancing und einfache Skalierung.
- Lizenzbedarf: Free + Viewer-Rolle reicht (wie direkter Service-Zugriff).
- Eine A1-SKU (1 vCore) entspricht leistungstechnisch weitgehend der F32 Kapazität. A1 bietet beispielsweise 1 vCore und ist ideal für kleine bis mittlere Deployments (ca. 730 $/Monat bei Dauerbetrieb). Höhere A-SKUs erhöhen vCore-Anzahl und Speicher für rechenintensive Reports.
2.3.1.4 Lizenzbedarf bei ≥ F64 Kapazitäten
- Workspaces die auf MS Fabric F64 und höher liegen, heben die Pro-/PPU-Pflicht analog zu A/P-SKUs für reine Konsumenten auf.
- Eine F64 inkludiert somit die Premium P1-SKU.
- Nutzer mit kostenfreier Fabric-Lizenz und zugewiesener Viewer-Rolle können Berichte und Dashboards ansehen, ohne eine Pro/PPU-Lizenz.
- Diese Viewer-Rolle muss explizit im Power BI-Service zugewiesen werden und beschränkt Edit-Rechte.
2.3.2 App Owns Data
Im App Owns Data-Modell übernimmt deine Anwendung selbst die gesamte Authentifizierung und Autorisierung gegenüber Power BI. Anders als beim User Owns Data-Ansatz benötigt jeder Endnutzer kein eigenes Power BI-Konto oder eine individuelle Lizenz. Stattdessen ist eine zentrale Identität („Service Principal“) oder ein dedizierter „Master-User“ (Azure AD App Registration mit festgelegten Rollen) für den gesamten Zugriff verantwortlich.
2.3.2.1 Einleitung
Beim App Owns Data-Modell wird das komplette Reporting und Dashboarding über eine serverseitige Komponente gesteuert. Deine Anwendung meldet sich mit dem Service Principal (einer Azure AD-App) oder einem Master-User an und fordert über die Power BI REST API sogenannte Embed-Tokens an.
- Service Principal vs. Master-User
- Service Principal: Empfohlen für Produktionsumgebungen, da keine persönlichen Zugangsdaten verwendet werden und Berechtigungen granulär über Azure AD-Rollen vergeben werden können.
- Master-User: Kombination aus persönlichem Benutzerkonto und globalen Administrator-Rollen; häufig als Übergangslösung eingesetzt, aber weniger sicher und weniger skalierbar.
- Embed-Tokens
- Jedes Token kodiert die erlaubten Aktionen (View, Explore, Edit) und den Geltungsbereich (Workspace, Dataset, Report).
- Tokens haben standardmäßig eine Gültigkeitsdauer von bis zu einer Stunde, können aber auf Wunsch kürzer oder länger konfiguriert werden.
- Über die REST API kannst du auch Tokens mit Row-Level Security (RLS) versehen, um feingranulare Datensicht zu gewährleisten.
Dadurch erhältst du volle Kontrolle über Sessions, kannst Benutzer-IDs nachverfolgen und Reports nahtlos in deine Web- oder Mobile-Apps integrieren, ohne dass Nutzer ein Power BI-Portal betreten müssen.
2.3.2.2 Kapazitäten kleiner als F64
- Lizenzbedarf: Keine einzelnen Pro- oder PPU-Lizenzen für Endnutzer erforderlich.
- Erforderliche SKU: Immer eine A- oder P-Kapazität (A1–A6, P1–P3), da der Nutzer selbst keine Power BI-Lizenz besitzt.
- Warum A-SKU notwendig?
- Im App Owns Data-Szenario entfallen Endnutzer-Lizenzen, doch die Infrastruktur muss über eine gemietete Kapazität abgedeckt werden.
- A-SKUs (Azure-basiert) sind ideal für Entwicklung, Test und kleinere Produktionsumgebungen (A1–A3).
- Begrenzungen
- Concurrency: Kleinere SKUs erlauben weniger gleichzeitige Query-Threads. (Bsp.: A1 ≈ 100 Concurrency-Einheiten, A3 ≈ 300)
- Speicher: Max. 25 GB pro Dataset bei A4/A5, anschließend kostenpflichtig erweiterbar.
- Kostenüberblick
- A-Kapazitäten starten ab ca. 1 USD pro Stunde (A1), P1 ab etwa 3.75 USD/Stunde.
2.3.2.3 Kapazitäten größer als F64
- Lizenzbedarf: Ebenfalls keine Pro-/PPU-Lizenzen pro Endnutzer nötig.
- Erforderliche SKU: Premium-Kapazitäten ab F64 (bzw. P4/P5 im klassischen Modell), da hier sämtliche Enterprise-Features (P1+) bereits enthalten sind.
- Integrierter Leistungsumfang
- Automatische Skalierung (AutoScale) und höhere Concurrency-Limits (bis zu 1.000 gleichzeitige Abfragen).
- Erweiterte Speicherlimits (bis zu 400 GB pro Dataset) und dedizierte Hardware-Isolierung.
- Zusätzliche Funktionen wie Advanced AI, Deployment Pipelines, Multi-Geo und Persistent MIDI Cache.
- Vorteile für große Umgebungen
- Höhere Stabilität unter Last durch Lastverteilung auf mehrere Nodes.
- Bessere Latenz dank dedizierter Ressourcen und optimierter In-Memory-Engines.
- Erweiterte SLA (bis zu 99,9 % Verfügbarkeit) im Vergleich zu A-SKUs.
- Kosteneffizienz
- Trotz höherer Grundkosten (F64 ≈ 32 v-Cores, entsprechende Preisstaffel ab ~6.445 USD/Monat) kann die Pro-Endnutzer-Kalkulation niedriger liegen, da keine individuellen Lizenzen nötig sind und die Kapazität auf beliebig viele Nutzer skaliert werden kann.
2.3.2.4 Technischer Ablauf
- Service Principal / Master-User: Ihr registriert eine Azure AD App (Service Principal) oder nutzt ein dediziertes Master-User-Konto mit den Power BI REST API-Berechtigungen (
Report.Read.All
,Dataset.Read.All
). - Azure AD Token: Eure Applikation holt sich serverseitig ein Azure AD Access-Token für die Power BI API.
- Embed-Token generieren: Mit dem Access-Token ruft ihr per REST API (
GenerateToken
) ein Embed-Token ab, das die spezifischen Zugriffsrechte und optional RLS-Informationen (CustomData oder EffectiveIdentity) enthält. - Client-Einbettung: Das Embed-Token wird an den Browser-Client (z. B. JavaScript SDK) übergeben und ermöglicht das Rendern des Berichts innerhalb eurer App ohne weitere Authentifizierungsschritte für den Endnutzer.
- Dieses Modell ist ideal, wenn ihr Berichte für anonyme oder externe Zielgruppen bereitstellen wollt, bei denen ihr keine oder nur eingeschränkte Kontrolle über individuelle Lizenzzuweisungen habt. Durch den zentralen Token-Flow behaltet ihr alle Zugriffsrechte und Nutzungsmetriken in eurer Hand und könnt gleichzeitig Lizenzkosten für eure Nutzergruppe drastisch reduzieren.

Oben siehst du das offizielle Flussdiagramm aus der Microsoft-Dokumentation zur Embed-for-Your-Customers-Lösung:
- Der Web-App-User meldet sich in deiner Anwendung an.
- Deine Web-App authentifiziert sich per Service Principal oder Master-User beim Microsoft Entra ID (Azure AD) und erhält ein Entra-ID-Token.
- Mit diesem Token ruft deine App die Power BI REST-API auf (
GenerateToken
) und fordert ein Embed-Token an. - Die API gibt das Embed-Token zurück.
- Deine Web-App leitet das Embed-Token an den Browser des Users weiter.
- Der Browser-Client (z. B. Power BI JavaScript SDK) verwendet das Embed-Token, um den Report zu rendern.
- Der Endnutzer sieht und interagiert mit dem eingebetteten Power BI-Content, ganz ohne eigene Pro-/PPU-Lizenz.
Dieses Diagramm deckt den typischen Embed-Token-Flow ab und lässt sich als Vorlage für eure Embedded-Implementierung übernehmen.
2.3.2.5 Service Principal vs. Master-User-Konto
In Embedded-Szenarien könnt ihr Embed-Tokens entweder über eine Service Principal (App Registration) oder ein Master-User-Konto (normales Azure AD-Benutzerkonto) generieren. Beide Methoden ermöglichen den Token-Flow, unterscheiden sich jedoch in Sicherheit, Wartbarkeit und Lizenzanforderungen:
2.3.2.5.1 Anlage und Konfiguration
- Service Principal (App Registration)
- Azure Portal → Azure Active Directory → App Registrations → Neue Registrierung erstellen.
- Unter API Permissions die Power BI Service-Berechtigungen (
Dataset.Read.All
,Report.Read.All
etc.) hinzufügen und Admin Consent erteilen. - Unter Certificates & secrets ein Client Secret oder Zertifikat anlegen.
- Im Power BI Admin-Portal → Tenant Settings → Allow service principals to use read-only admin APIs aktivieren und gegebenenfalls Workspaces für den Service Principal freischalten.
- Master-User-Konto
- Azure AD → Users → New user: Erstellt einen dedizierten User, z. B.
powerbi-embed@yourtenant.onmicrosoft.com
. - Weist diesem Konto eine Power BI Pro oder PPU-Lizenz zu.
- Vergebt im Power BI-Service die benötigten Workspace-Rechte (Admin oder Member), damit das Konto Embed-Tokens erzeugen kann.
- Azure AD → Users → New user: Erstellt einen dedizierten User, z. B.
2.3.2.5.2 Unterschiede im Betrieb
Aspekt | Service Principal | Master-User-Konto |
---|---|---|
Lizenzbedarf | Keine Pro/PPU-Lizenz, da die Capacity (A-SKU) genügt | Pro/PPU-Lizenz nötig für Token-Erzeugung |
Sicherheit | Zertifikats- oder Secret-basierte Authentifizierung | Passwortbasiert, potenziell weniger sicher |
Rollenkonzept | Feingranular über App-Rollen und Azure AD Policies | Arbeitet wie ein normaler User mit festen Rechten |
Wartbarkeit & Rotation | Secrets/Zertifikate leicht automatisiert rotierbar | Passwortwechsel erfordert ggf. manuelle Token-Refreshs |
Audit & Compliance | Klar tracebar als App-Identity in Logs | Mix aus User- und Service-Logging |
2.3.2.5.3 Wann welches Modell?
- Service Principal ist die empfohlene Option für produktive oder kundenorientierte Embedded-Umgebungen, da sie sicherer, automatisierbar und wartbar ist.
- Master-User-Konto eignet sich für schnelle Prototypen oder Legacy-Szenarien, in denen keine App Registration möglich ist.
2.5 Praxistipps
- Kostenoptimierung: Nutze Auto-scale für A-SKUs außerhalb der Geschäftszeiten.
- RLS im App Owns Data: Übergib User-Informationen im Embed-Token (CustomData) für Security-Filters.
- Multi-Tenant: Für ISVs eigene Workspaces und Capacities pro Kunde betreiben.
3. Best Practices & Tipps
- Kapazität vs. Lizenz: Bei vielen Nutzern (≥50) ist ein Upgrade auf F64+ oft günstiger als Pro-/PPU-Käufe.
- Automatisierte Lizenzvergabe: Gruppenbasierte Zuweisung in Azure AD nutzen.
- Einstellungen überwachen: Regelmäßig External Collaboration & Cross-Tenant Access Policies prüfen.
- Zugriffsmonitoring: Power BI Admin-Portal und Cross-Tenant Access Workbook verwenden.
4. Fazit
Ob direkter Workspace-Zugriff oder embedded Szenario – die richtige Kombination aus Fabric-SKU, Lizenzmodell und Tenant-Settings entscheidet über reibungslosen Zugriff. Interne Nutzer folgen klaren Pro/Free-Regeln je nach Kapazität, externe B2B-Gäste profitieren bei BYOL von Home-Tenant-Lizenzen. In allen Fällen sorgt eine sorgfältige Konfiguration von RLS, Gruppen und Cross-Tenant Policies dafür, dass ihr 401-Fehler vermeidet und euren Anwendern optimale Analyse-Erlebnisse bietet.