Die „drei Wellen der Demokratisierung“ ist ein Konzept, das vom Politikwissenschaftler Samuel P. Huntington in seinem 1991 veröffentlichten Buch „The Third Wave: Democratization in the Late Twentieth Century“ vorgestellt wurde. Huntington beschreibt die Verbreitung von Demokratien in der modernen Weltgeschichte in drei Wellen und den dazugehörigen Gegenbewegungen:

  1. Erste Welle der Demokratisierung (1828-1926): Die erste Welle begann mit der Ausweitung des Wahlrechts und der Demokratisierung in den USA und einigen europäischen Ländern im 19. Jahrhundert. Sie erreichte ihren Höhepunkt nach dem Ersten Weltkrieg, als viele neue Demokratien entstanden, insbesondere in Europa. Zu den Faktoren, die zur ersten Welle beitrugen, gehören nationale Unabhängigkeitsbewegungen, der Einfluss der Aufklärung und die Verbreitung liberaler Ideen.

Gegenbewegung: Zwischen den beiden Weltkriegen kam es zu einer Gegenbewegung, bei der viele Demokratien zusammenbrachen und durch autoritäre oder totalitäre Regime ersetzt wurden, wie etwa in Italien, Deutschland und Spanien.

  1. Zweite Welle der Demokratisierung (1943-1962): Die zweite Welle begann am Ende des Zweiten Weltkriegs und war gekennzeichnet durch die Entkolonialisierung und die Schaffung neuer, unabhängiger Staaten in Afrika, Asien und Lateinamerika. Viele dieser Staaten wurden als Demokratien gegründet, oft mit Unterstützung der westlichen Siegermächte.

Gegenbewegung: In den 1960er und 1970er Jahren gab es eine Gegenbewegung, bei der viele junge Demokratien durch Militärputsche, Einparteienregime oder autoritäre Herrschaft ersetzt wurden, insbesondere in Lateinamerika, Afrika und Asien.

  1. Dritte Welle der Demokratisierung (1974-1990): Die dritte Welle begann in Südeuropa mit der Demokratisierung von Portugal, Spanien und Griechenland, gefolgt von Lateinamerika in den 1980er Jahren. Die dritte Welle erreichte ihren Höhepunkt mit dem Zusammenbruch des Kommunismus in Osteuropa und der Sowjetunion Ende der 1980er und Anfang der 1990er Jahre. Zu den Faktoren, die zur dritten Welle beitrugen, gehören der Zusammenbruch des Kommunismus, der Anstieg der Zivilgesellschaft und die Verbreitung demokratischer Werte durch Medien und internationale Organisationen.

Seit Ende der dritten Welle ist die Entwicklung der Demokratie weniger klar. Einige Experten sprechen von einer „vierten Welle“, insbesondere im Zusammenhang mit dem Arabischen Frühling, während andere von einer „demokratischen Rezession“ oder einem „Rückzug der Demokratie“ aufgrund des Aufstiegs autoritärer Regime und der Erosion demokratischer Institutionen sprechen.